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 80 Jahre nach dem Sieg der Alliierten über Deutschland und der Befreiung vom Faschismus.

Was bedeutet das heute noch?

 

 22. Mai, 19:00 Uhr, Kulturzentrum LŸZ, Raum 204

 

Vortrag und Diskussion  von und mit Dr. Ulrich Schneider, Historiker und Generalsekretär der Internationalen Föderation der Widerstandskämpfer (FIR) – Bund der Antifaschisten

 

Die Auschwitz-Überlebende Esther Bejarano, die bis zu ihrem Tod immer wieder die Forderung erhob, „der 8. Mai muss Feiertag werden“, betonte, am 8. Mai wäre Gelegenheit, über die großen Hoffnungen der Menschheit nachzudenken, über Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit – und Schwesterlichkeit. 

Wie kann es heute, 80 Jahre nach der Befreiung, ohne die Zeitzeugen, die fast alle nicht mehr leben, gelingen, diese Perspektive auf den 8. Mai 1945 an die nachgeborenen Generationen weiterzugeben?

Das ist möglich, wenn in den Fokus der Vermittlung nicht nur die Befreiung selber gestellt wird, nicht nur die Erinnerung an die Opfer und Verfolgten des Naziregimes, sondern auch danach gefragt wird, welche Ideen die Nazigegner und Überlebenden des NS-Regimes, die Inhaftierten der Konzentrationslager und anderer Haftstätten für einen antifaschistisch-demokratischen Neubeginn hatten. Tatsächlich gibt es eine Vielzahl von Dokumenten, unter anderen den Schwur von Buchenwald: „Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln! Schaffung einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit!“

Allen diesen Erklärungen sind drei Grundbotschaften gemeinsam, und das ist etwas, was mit dem 8. Mai 1945 als historische Lehre verbunden ist:

Die demokratischen und antifaschistischen Kräfte müssen ohne politische Ausgrenzungen gemeinsam an den Neuanfang gehen.

Der Faschismus muss mit seinen Wurzeln beseitigt werden, was auch die Überwindung von undemokratischer Machtzusammenballung oder den Missbrauch wirtschaftlicher Macht zur Durchsetzung politischer Interessen beinhaltete. Nur so ist eine demokratische und sozial gerechte Gesellschaft zu errichten.

Es darf nie wieder von deutschem Boden Krieg ausgehen. Der Krieg ist zu ächten, und Kriegsvorbereitung ist durch das internationale Recht zu verfolgen. Dafür bedarf es auch einer transnationalen Organisation, die diese Rechtsnormen durchsetzen kann.

Bekanntlich war die Gründung der Vereinten Nationen das Ergebnis genau dieser antifaschistischen Überlegungen.

Diese Forderungen waren deckungsgleich mit den ersten Vorstellungen, wie sie im Sommer 1945 im Potsdamer Abkommen von allen Alliierten gemeinsam in den „Grundsätzen für die Behandlung Deutschlands“ formuliert worden waren. Zentral waren die Forderungen, von Deutschland dürfe nie wieder Krieg ausgehen, die Gesellschaft müsse demokratisch, human und sozial gerecht gestaltet werden, und die Macht der Kriegsprofiteure beseitigt werden.

Das politische Vermächtnis der Überlebenden bleibt eine wichtige Orientierung des Handelns für eine antifaschistisch-demokratische Perspektiven in dieser Gesellschaft, gegen „Zeitenwende“ und „Kriegstüchtigkeit“, gegen Rüstungsprofite und Klimakatastrophe.

„Schaffung einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit“ – das bedeutet heute einzutreten für soziale Gerechtigkeit, Teilhabemöglichkeit für alle hier lebenden Menschen – nicht nur für Inhaber eines deutschen Passes, Verteidigung von demokratischen und Freiheitsrechten und eine Friedensperspektive für ganz Europa.

Solche Übersetzungen der Vermächtnisse der Frauen und Männer aus Widerstand und Verfolgung in die heutige Zeit sind die einzige Möglichkeit, wie es gelingen kann, kommende Generationen mit der Bedeutung des 8. Mai 1945 vertraut zu machen.